In Dermbach wird im nächsten Sommer ein professionell gemachtes „Rhönpaulus“-Musical aufgeführt

Dermbach – Bald ist er wieder unterwegs: Er wird wieder wildern und stehlen, und diesmal wird er sogar singen – der Rhönpaulus. Die Verantwortlichen vom Kunst- und Kulturverein Dermbacher Schloss planen für den kommenden Sommer ein Musical über die legendäre Räubergestalt. Professionalität wird dabei großgeschrieben. Die Hauptrollen des Rhönpaulus-Musicals sollen mit hauptberuflichen Musicaldarstellern besetzt werden. Die Musik schreibt der renommierte, in Dermbach lebende Dirigent und Chorleiter Dr. Hans Aschenbach, und die Textvorlage für das Libretto stammt von dem Heimatdichter und Tierarzt aus Oberkatz, Edwin Leyh.

Aufgeführt werden soll das Musical auf der Freifläche hinter dem Dermbacher Schloss. Termine sind der 31. Juli sowie der 1. und der 2. sowie der 5., 7., 8. und 9. August. 1400 Besucher werden vor der Musicalbühne Platz finden. „Das wird was ganz Großes“, glaubt Berthold Vogt, Schatzmeister des Kunst- und Kulturvereins.
Wie kam es zu dieser Idee? Eher zufällig trafen sich die Verantwortlichen des Kunst- und Kulturvereins, Vogt, der jetzige Vorsitzende Dr. Jürgen Grammlich und sein Stellvertreter Eberhard Mäurer im Sommer 2006. Gemeinsam sahen sie das WM-Eröffnungsspiel Deutschland–Polen und waren von der hochklassigen Leistung besonders der deutschen Mannschaft begeistert. Der deutsche Sieg beflügelte ihre Fantasie, und erstmals sprachen sie über eine Idee, die sie – jeder für sich – schon länger mit sich herumtrugen: ein Theaterstück über den Rhönpaulus. Da alle drei begeisterte Hobbymusiker sind, war schnell klar, dass es eine musikalische Würdigung des Rhönräubers sein sollte. Also fragten sie bei Hans Aschenbach an, der sich als Chorleiter von „Canticum novum“ in der Thüringer Rhön schon einen hervorragenden Namen gemacht hatte. Der sagte zu, und da man mit dem Theaterstück von Edwin Leyh auch schon einen Text hatte, beschloss man, ein Musical aus dem Stoff zu formen.
„Die Rhönpaulus-Legende hat sich in der Thüringer Rhön erhalten, die kennt jedes Kind“, erklärt Grammlich. Es gebe einen Rhönpaulus-Weg, eine Gaststätte „Zum Rhönpaulus“, warum sollte es kein Musical darüber geben? Die vier erhoffen sich von dem Musical auch eine Stärkung des Rhöner Gemeinschaftsgefühls. Für den Komponisten Aschenbach ist dies sogar das entscheidende Kriterium: „Für mich war das regionale Element Bedingung, mitzumachen“. So sollen die Nebenrollen auch mit Laiendarstellern aus der Rhön besetzt werden. Ein Casting ist im Januar vorgesehen. „Hier können sich die gesamte Rhön und das Werratal beteiligen“, verspricht Vogt, „es soll nicht das Musical des Vereins sein, sondern das Musical der gesamten Rhön.“ Der Wahl-Rhöner Aschenbach schwärmt von der Schönheit und dem Abwechslungsreichtum der Region und von ihren Menschen. Auf die Zusammenarbeit mit den Profidarstellern und den Laien freut er sich: „Wo zwei Schichten aufeinandertreffen, gibt es eine wunderbare Torte“.
Dieses Konzept eines Musicals als Breitenkultur wurde vom Wartburgkreis und vom Kultusministerium als förderungswürdig anerkannt. Musikalisch erwartet die Besucher typischer Musicalklang, in Teilen durchsetzt von Anleihen an Johann Sebastian Bach, einem Superstar des 18. Jahrhunderts. Die Duette „All die Jahre“ und „Schicksal ist geschrieben“ haben starke Ohrwurmqualitäten und einen gewissen Taschentuchfaktor. Aber auch rockige Klänge werden laut Aschenbach nicht fehlen.
Karten und weitere Informationen erhält man ab dem 22. November. Ab dann kann man sich im Netz unter www.rhoenpaulus-musical.de informieren.

Südthüringer Zeitung
Von Bernd Götte

Erschienen am 17.11.2008
Kultur